Ausgewählte Besprechungen in überregionalen Feuilletons
   Deutschland aus Beton
  Die Landschaft ist kaputt - asphaltiert, betoniert, vollgestellt, öde, stereotyp und menschenfeindlich zugebaut. Sie ist das, wer wollte es bestreiten, weithin in der Wirklichkeit der Bundesrepublik, und sie ist es allemal auf den Bildern, die zwei junge Photographen für ein jetzt erschienenes Buch ausgewählt haben. Martin Manz, 26, und Reinhard Matz, 28, beide Absolventen der Kölner Fachhochschule, "erschrecken", weil sie Umwelt wie Gesellschaft durch "eisige Zweckrationalität" und "aalglatte Gewalt" beherrscht sehen. Ihre schwarz-weißen "Landschaftsporträts" werden im Buch unter anderem durch Marx- und Mitscherlich-Zitate ("vollendete Auflösung der städtischen Gesellung") sowie durch einen Spezialtext erläutert, der ihnen sogar zumutet - emotionaler bei Manz, kühler bei Matz -, "verändernd in die gesellschaftliche Realität einzugreifen". Die Stärke vieler Photos liegt dabei weniger in dokumentarischer Beweiskraft als in bewußter Konstruktion und subjektiver Stimmung. Verkehrszeichen und Balkonecken rücken als kompositorische Bauteile ins Bild; Weitwinkel und Froschperspektive lassen autoleere Straßen trostlos-endlos erscheinen und Hintergründe schrumpfen; Baustellen-Wirrnis wird zu einem Ur-Chaos dämonisiert. Bei der Hinrichtung der Landschaft haben die Lichtbildner effektsicher nachgeholfen.

(Doppelseite mit sieben Abbildungen, ohne Autorenangabe in Der Spiegel, Hamburg, Nr. 34, 1980, S. 164f)